Das Attentat vom 20.6.1928 in Belgrad

Vor 82 Jahren hat am 19.06.1928 der serbische NRS-Abgeordnete Puniša Račić zusammen mit weiteren 23 Fraktionskollegen einen Dringlichkeitsantrag ins Parlament eingebracht, in dem verlangt wurde, den Führer der kroatischen HSS, Stjepan Radić, auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen. Dieser Antrag ist zwar von der Parlamentsmehrheit abgelehnt worden, aber die NRS-Abgeordneten Toma Popović und Puniša Račić haben laut und für alle vernehmbar in den Parlamentssaal gerufen: „Hier werden noch Köpfe fallen, denn solange Stjepan Radić nicht getötet worden ist, wird es keinen Frieden geben.” Dieser Zwischenruf wurde nicht nur vom Parlamentspräsidenten nicht getadelt, sondern auch nicht in das Sitzungsprotokoll aufgenommen. Für diesen Zwischenruf sind die Beiden von niemanden zur Rechenschaft gezogen worden.

Tags darauf, am 20.06.1928, verlangte die serbische SDK-Fraktion, dass die schwere Drohung des Vortages doch noch ins Parlamentsprotokoll aufgenommen wird. Sie konnte sich aber gegenüber der Regierungsmehrheit nicht durchsetzen. Darauf hin kam es zu Tumulten, die vom Präsidenten nicht unterbunden wurden, er hätte eigentlich in dieser Situation die Polizei rufen müssen.

Nach einer Sitzungsunterbrechung gab der Präsident des Parlamentes dem NRS-Abgeordneten Puniša Račić die Möglichkeit, eine persönlichen Erklärung abzugeben. Darin beschuldigte dieser die Opposition, das Ansehen des Parlaments und des Königreiches geschädigt zu haben. Er sei bereit und entschlossen, auch andere Waffen zum Schutz des Serbentums einzusetzen. Auf einen Zwischenruf des kroatischen HSS-Abgeordneten Ivan Pernar, zog Puniša Račić einen mitgebrachten Revolver und verletzte den Zwischenrufer durch einen Schuss lebensgefährlich. Ein Parteifreund von Puniša Račić, der NRS-Abgeordnete Djuro Basariček, wollte Račić entwaffnen und ist durch einen Herzschuss auf der Stelle getötet worden. In aller Ruhe wandte sich der Todesschütze ungehindert Stjepan Radić zu. Ein dritter Schuss traf den HSS-Abgeordneten Ivan Grandja, der sich schützend vor Stjepan Radić gebeugt hatte. Mit dem vierten Schuss traf Račić den HSS-Führer und verletzte ihn durch einen Bauchschuss. Mit dem fünften und letzten Schuss hat er den HSS-Abgeordneten Paul Radić, der seinem Onkel zu Hilfe eilen wollte, unterhalb des Herzens tödlich getroffen.

Ohne das ihn jemand aufhielt, konnte der Attentäter das Parlamentsgebäude verlassen und ist auch später nicht wirklich bestraft worden.

Für Djuro Basariček und Paul Radić kam jede Hilfe zu spät. Stjepan Radić und Ivan Perner waren schwer, Ivan Grandja nur leicht verletzt. Die Verletzten kamen zunächst in Belgrad ins Krankenhaus und wurden, als sie transportfähig waren, mit dem Zug nach Zagreb in ein Krankenhaus gebracht. Dort ist Stjepan Radić am 08.08.1928 im Alter von 57 Jahren seinen Schussverletzungen erlegen. Nach einer grossen Trauerfeier, an der 200.000 Menschen teilgenommen haben, ist er auf dem bekannten Mirogoj-Friedhof in Zagreb beerdigt worden.

Auf diesem Vorfall hat König Alexander I., Karađorđević nicht reagiert und es ist in der Folgezeit, zu Unruhen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gekommen. Dies führte dazu, dass er im Januar des Jahres  1929 eine Königsdiktatur einführte und sein Königreich in Jugoslawien umbenannte.

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