Selbstgebrannter Schnaps in Kroatien
Am 17.12.2008 wurde hier berichtet, dass es in Kroatien zur Tradition gehört, aus dem meist reichlich vorhandenen Obst selber Schnaps zu brennen. Die dazu notwendigen Geräte kann man in fast jedem Haushalt in den ländlichen Gebieten finden.
Dies stellte gegenüber den Behörden kein Problem dar und eine Gebühr (Alkoholsteuer) ist nicht erhoben worden. Private Hersteller konnten ihre Produktion auch ohne weiteres an Touristen verkaufen, was für sie eine zusätzliche Einnahmequelle dargestellt hat.
Am 3.6.2009 hat das kroatische Parlament ein neues Gesetz (NN 83/2009) verabschiedet, wonach ab dem 1.1.2010 bei der Herstellung von Schnaps eine staatliche Abgabe zu zahlen ist.
Danach müssen alle Personen, die Schnaps brennen, ihr Destilliergerät bei den Zollbehörden anmelden. Dabei ist es unerheblich, ob sie es nur zum Selbstverbrauch benötigen oder ob sie den Rakija, Slivovic, Loza und dergleichen verkaufen. Die Anmeldung musste bis zum 31.1.2010 erfolgen und für einen Kessel von 40 bis 100 Liter war eine Pauschalgebühr von 100 Kuna zu zahlen. Für Kessel mit mehr als 100 Litern waren es 200 Kuna.
Weitere Gebühren wurden/werden nicht erhoben, wenn man im Jahr nicht mehr als etwa 40 Liter Schnaps zum Eigenverbrauch herstellt. Wird mehr hergestellt ist eine Gebühr fällig, die bei der Zollbehörde zu entrichten ist.
Nach der diesjährigen Obsternte und der dazu gehörenden Brennsaison stellt sich heraus, dass eine große Zahl von Produzenten sich nicht an das neue Gesetz gehalten hat. Je nach Herstellungsmenge kann die Zollbehörde eine Geldstrafe von 2.000 bis 10.000 Kuna verhängen. Allein in der Gespanschaft Istrien sind bis jetzt schon 18 solcher Vergehen festgestellt und bestraft worden. In Slawonien, dem traditionellen Brenngebiet, sollen es nach Medienangaben noch viel mehr sein.
Quelle: Glas Istre
Anmerkung: Touristen sollten beachten, dass sie ab dem nächsten Jahr den privat gebrannten Schnaps nicht mehr so preisgünstig erwerben können, wie es bis jetzt möglich war.
am 28. November 2010 um 16:57 Uhr.
Ich bin jetzt schon mal gespannt wie der kroatische Staat dieses Gesetzt umsetzen möchte.
Es sind ja nicht nur ein paar tausend größerer oder kleinerer Betreiber von Landwirtschaft,die brennen,sehr viele private Haushalte haben Obstbäume oder Weinreben und brennen für den Eigenbedarf.
Mir ist zu Ohren gekommen das sich auf Grund der gesetzlichen Regelung
mehrere Familien zusammengeschlossen haben und nur eine brennt.Die Kosten werden geteilt,und jeder hat und bekommt was er möchte.
Gute ,alte Traditionen sollte man nicht anrühren finde ich.
am 28. November 2010 um 21:59 Uhr.
Den überschlägig gerechneten 500.000 Schnapsbrennern in Kroatien stehen Null Polizisten gegenüber, die auch Null Zeit zum Überprüfen haben. Es kommt Null Polizei mit keinem Durchsuchungsbefehl. Wieder so ein Gesetz, dass nur auf dem Papier steht und das kein Mensch bisher, also 1.5 Jahre nach dem Inkrafttreten, kannte. Es ist ein pures Geldbeschaffungsgesetz gegen den Willen der Bevölkerung. Es entbehrt jeder Grundlage, und bricht mit Traditionen. Es wird meiner Meinung an den Schnapspreisen nichts ändern, weil die Bauern nicht anmelden werden und der Schnaps schon jetzt unter der Hand oder unter dem Ladentisch verkauft wird,wie Zigaretten auch.
Es trägt nur zur Mißstimmung und zum Versteckspielen in der Bevölkerung bei, ein Effekt der auf die Gesetzesmaschinisten und Parteien zurückschlagen wird.
am 1. Dezember 2010 um 10:20 Uhr.
Dieser Blog ist einfach klasse. Ich denke ebenfalls, dass die kroatische Regierung zwar dieses äusserst fragwürdige Gesetz durchbringen wird, aber an der Durchsetzung und Kontrolle wird es scheitern, wie der Vorkommentar von Istra aufzeigt.
am 3. Dezember 2010 um 17:09 Uhr.
Möchte mich auch ganz herzlichst bedanken für den informativen Soline Blog 2010
wünsche noch eine schöne Adventszeit
Mit freundlichen Grüssen