Kroatien befindet sich “auf dem letzten Teil der Strecke auf dem Weg in die EU”
Anlässlich seines Besuchs in der Bundesrepublik Deutschland sagte Kroatiens Staatspräsident Ivo Josipović heute in Berlin: “Mein Land befindet sich auf dem letzten Teil der Strecke auf dem Weg in die EU.” Er sei zuversichtlich, hier weiterhin mit der Unterstützung Deutschlands rechnen zu können. Durch die langwierigen Beitrittsverhandlungen, die vor über fünf Jahren begannen, sei die Europabegeisterung in seinem Land zwar etwas abgekühlt, dennoch stünden alle relevanten politischen Parteien Kroatiens dem EU-Beitritt positiv gegenüber.
Quelle: Hina
am 20. Januar 2011 um 19:48 Uhr.
Vorsichtig ausgedrückt heißt das,die Menschen im Land haben keinen Bock auf die EU,aber wir Politiker machen eh was wir wollen.
am 20. Januar 2011 um 23:13 Uhr.
@Mrvica
Sanaders Politik und vor allem seine Unterlassungen als Premier Kroatiens haben den EU-Beitritt Kroatiens nach meinen Beobachtungen um 3 Jahre verzögert (wozu Macht abtreten, man kassierte ja ohnehin 400 Mio EUR / Jahr EU-Eingliederungsstütze).
In der Tat besteht die Befürchtung, dass der Korruptionsskandal um Sanader herum solche Dimensionen bekommt, dass Frau Kosor der Nachweis einer effektiven Korruptionsbekämpfung gegenüber der EU derzeit nicht gelingen könnte.
Der EU wäre das vermutlich auch nicht Unrecht, hat sie doch selber Probleme zu lösen. In diesem Fall kämen möglicherweise weitere Jahre der Beitrittsverzögerung auf das Konto Sanaders!
Der Volkswirtschaftliche Schaden aus diesen verlorenen Jahren für Kroatien ist immens.
Diejenigen, die sich darüber freuen und hoffen, dass der Beitritt nicht erfolgt, wissen nicht, dass das den Staatsbankrott Kroatiens und Hyperinflation mit Massenarbeitslosigkeit über 50% bedeuten kann.
Sie verstehen nicht, dass die Steuerzahler in den EU Staaten freiwillig die Gelder aufbringen, damit sich auch ihr Kroatien so entwickeln kann, wie die anderen jungen EU-Nehmerländer es getan haben.
Wenn diese Leute mehrheitlich nicht wollen, dass die EU Kroatien unterstützt, dann wäre es reine Dummheit der Europäer genau das zu tun!
Also entscheidet doch endlich mal was ihr in Kroatien wollt, oder wie?
Aber bitteschön, jetzt gegen die EU hetzen und mosern und nach dem Beitritt profitieren, das wäre unredlich. Ein Griechenland langt der EU schon. Ein zweites Griechenland braucht die EU und ihre Steuerzahler wahrlich nicht.
Meine Widerrede an Mrvica ist nicht persönlich gemeint. Es hat möglicherweise eine Mehrheit derzeit seine Meinung. Aber haben sie alle Informationen? Wissen sie wirklich was für Kroatien (nicht für sie persönlich) besser ist?
Wenn ihr in Kroatien so sicher seid, dass die EU nicht für Euch ist, dann verlangt eine Volksabstimmung! Aber ladet Euren Frust nicht bei der EU ab, und klärt Eure Wünsche…
am 21. Januar 2011 um 08:04 Uhr.
Wieso wird eigentlich immer über die Köpfe der Leute entschieden?Die sollen gefälligst eine Volksbefragung durchführen.Aber da haben die Politiker wohl wieder nur die Dollarzeichen in den Augen.Wenn der Beitritt “klappt”wird es bestimmt teuer für die Leute!
am 21. Januar 2011 um 15:16 Uhr.
@MaliDalmatinac
Ich stimme Dir zu, dass der EU-Beitritt auch für jeden Kroaten teuer wird.
Aaaber:
Was ist für den Durchschnitts-Kroaten teurer: die EU-Mitgliedschaft oder Staatsbankrott mit Hyperinflation?
Ich bin auch für eine Volksabstimmung über den EU-Beitritt in Kroatien.
am 21. Januar 2011 um 18:17 Uhr.
Zum Beitrag v. Istra möchte ich anmerken, daß die EU schon längst die nächsten “Griechenländer” hat….., Portugal, Spanien, Italien und vorallem Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Das sagt auch jeder, der sich damit ernsthaft in Brüssel beschäftigt. Aber solange Deutschland noch von einer zahlungswilligen Kanzlerin geführt wird, die ihr eigenes Volk auch nur “teilweise wahrhaftig ” informiert, warum diese Erfolgsaussichten eigentlich nicht nutzen?
Also z. Thema “Staatsbankrott” finde ich, daß unter Berücksichtigung der offiziellen Zahlen von Brüssel und Zagreb hier hart an der Grenze zur Polemik geschrieben wird. Oekonomisch müssen sicher schnellsten in Zagreb die Hausaufgaben angegangen werden, aber das sollte mittelfristig zu lösen sein. Es gibt auch hier Leute mit einem hohen Sachverstand, die man mal nach Vorne holen sollte.
Jeder der in der Welt herumkommt, kann bestätigen, daß in allen Ländern!!! die der Eurozone beigetreten sind, die Preisentwicklung teilweise sehr hoch in den letzten Jahren war. Das liegt u.a. natürlich auch an der Gier der Konzerne und der Marketingpolitik. Aber wenn ich dann in HR die Einkommensgrößen von Rentnern und “Normalverdienern” sehe, frage ich mich schon, wie man eine Preissteigerung in 2-3 Jahren nach EU-Beitritt von bis zu 30% bezahlen will. Wo das Geld nicht vorhanden ist, da wird´s dann wohl sehr eng! Und so wie in Deutschland die Menschen dann eine staatliche Unterstützung bekommen, von der man insgesamt auch leben kann, dürfte das hier einfach unmöglich sein. Wo ist hier das Kapital vorhanden??? Das Ende vom Lied? Große Frust auf die EU und die eigenen Politiker, die sich bei dieser Veranstaltung sicher nicht verschlechtern (können + werden). EU-Beitritt ist ok, aber nur unter Sicherstellung aller Möglichkeiten, die ein menschenwürdiges Leben in Zukunft hier auch sicherstellen können.
Die Zukunft kennt niemand und es steht, egal welche Entscheidungen endgültig sind, in den Sternen wie sich alles entwickeln wird.
am 22. Januar 2011 um 18:51 Uhr.
Istra
die Situation ist doch folgende.Ivo Normalkroate,Einkommen so um die 500-800 Euro,kann von dem was er monatlich zu erwirtschaften in der Lage ist, schon heute kaum noch leben.Dafür haben die Politik und wenige Konzerne schon gesorgt.
Jetzt kommt Kroatien in die EU.Klar,das spült erstmal einiges an Geld ins Land,nur das der Normalbürger davon nichts haben wird.Die wenige Industrie ,der Turismus und so weiter werden von ausländischen Investoren aufgekauft.Der kroatische Staat wird so wie es in anderen Ländern schon Usus ist zum Spielball des Großkapitals.
Auch wenn die Kroaten im Moment hoch verschuldet sind,sollten sie sich nicht sehenden Auges in die Fänge der EU begeben.
Meiner Meinung nach,würde es vollständig ausreichen wenn Kroatien eine
priviligierte Partnerschaft einginge.
am 24. Januar 2011 um 00:15 Uhr.
@Mrvica
Leider ist es schon so, dass die Unternehmen in Kroatien, die gute Gewinne bringen, schon lange in der Hand ausländischer Investoren sind.
Das Thema ist vorbei!
In kroatischer Hand sind nur noch einige desolate Staatsbetriebe, zahlreiche Hotelruinen, und viele private Kleinbetriebe.
Kroatien ist mithin schon längst “Spielball des Großkapitals”, wie Du es sagst.
Das ist auch in der gesamten EU so. Daran leidet die EU sicherlich auch unter Anderem. Es gibt keinen Systemunterschied zwischen Kroatien und der EU!
Weshalb also sollte es Sinn machen, der Stütze der EU zu entsagen?
Das heutige System Kroatiens ist ja sichtbar nicht in der Lage sich selbst am Haarschopf aus dem Sumpf zu ziehen.
Im Gegenteil: Kroatien versinkt ohne Hilfe von außen immer tiefer in einer Krise aus steigender Verschuldung, sinkenden Geldzuflüssen aus dem Ausland (Touristik, Investitionen und Exporterlöse) und der fatalen Neigung, durch Bürokratie alles zu verschlimmbessern.
Ansonsten stimme ich Deiner Analyse zu. Auch eine privilegierte Partnerschaft wäre aus meiner Sicht denkbar.
am 24. Januar 2011 um 00:44 Uhr.
@lowe
Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte.
Ich bin auch Deiner Meinung dass die EU gewaltige Probleme bekommen hat.
Ich weiß auch nicht, ob die EU genügend politisches Gewicht aufbringt, den Großbetrügern (Ratingbetrug/ Steuerhinterziehung/ MWSt.-Betrug/ Subventionsbetrug /Bilanzfälschung / Veruntreung etc. etc.) innerhalb der EU und dem unsinnigen weltweiten Spekulantenwesen etwas sinnvolles entgegenzusetzen. Weltweit kreist das 50-fache Geldvolumen dessen, was an Anlagewerten real vorhanden ist, als Spekulationskapital an den Börsen und Banken. Ein Staatswesen, das nicht richtig wirtschaftet, wird von diesem Kapital vernichtet, wie ein krankes Tier vom Löwen in der Steppe. Kroatien hat derzeit die Rolle des kranken kleinen ohne Herde. Die Herde EU bietet Schutz und Chance, eine Abwehrstrategie zu entwickeln, über die derzeit in der EU verhandelt wird. Ohne Herde könnte nur noch China helfen…. Aber wäre das nicht so, als würde man den Löwen durch den Tiger ersetzen…?
Man verzeihe mir die plastischen Vergleiche, aber ich finde, sie treffen die Problematik in Kürze.
Ich vertraue darauf, dass die EU gezwungen wird ihr betribswirtschftliches neoliberales Globalisierungs-Mantra vom absolut “Freien Markt” durch eine vernünftige Volkswirtschaftsreform ablösen muss, sonst wird sie nicht überleben. Aber wie gesagt, ich weiß es auch nicht.
am 24. Januar 2011 um 17:47 Uhr.
Wirklich wissen tut keiner nichts. Aber mir wird im Zusammenhang mit einem möglichen Beitritt Kroatiens einfach viel zu viel über vielGeld geredet. Rechtssicherheit in einer großen Staatengemeinschaft ist doch auch etwas Wert. Und eines ist sicher auch richtig. Gezwungen wird Kroatien ganz sicher nicht. Schon gar nicht von der EU selbst. Wer nicht will hat schon gehabt.
Und eines ist auch richtig: Die Rolle der Schweiz kann Kroatien bestimmt nicht spielen. Es kann unschwer erraten werden, welche Rolle Kroatien dann bei einem “Fernbleiben von den Vereinigten Staaten von Europa” spielen wird.
am 25. Januar 2011 um 00:04 Uhr.
@Mrvica:
Dein EU-Skeptizismus in allen Ehren (denn skeptisch sollte man grundsätzlich sein gegenüber Regierungen usw.), aber welche Wahl hat “Kroatien” (also dessen Bürger) denn eigentlich? Der kroatische Staat ist de facto bankrott, nachdem Sanader und seine Clique ihn ausgesaugt haben. Geschätzte 1 Mrd. USD haben alleine Sanader und Kollegen geklaut (siehe Artikel vom 30. Sept. http://www.washingtontimes.com/news/2010/sep/30/a-modern-mafia-state/ ). Rechne das mal pro Kopf auf jeden Kroaten um!
Wie Ivo schrieb, Kroatien hat “umgeben” von EU-Staaten KEINE Überlebenschance. “Inseldenken” war gestern.
Hier in Kroatien ist zzt. absoluter Stillstand weil Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Wer wird denn die fehlenden Milliarden aufbringen, die die Banditen gestohlen haben? Das Geld ist längst im Ausland in Sicherheit. Und es wurde nicht vom internationalen Großkapital und den bösen ausländischen Firmen/Investoren geklaut, sondern von den eigenen “Volksvertretern” (siehe Tunesien und die Ben Alis und so ziemlich jedes korrupte Land ohne starke Zivilgesellschaft, denn Kroatien ist bis dato nichts anderes… immer das gleiche Spiel, die “Elite” beklaut das Volk und saugt es aus).
Sage mir also bitte wie die Zukunft Kroatiens aussehen könnte OHNE die EU-Milliarden an Hilfe die bei einem Beitritt fließen würden. Ein Vasallenstaat Chinas? Oder wer sonst kann den Staatsbankrott verhindern, d.h. ist bereit Dutzende Mrd. ins Land zu pumpen und zu welchen Konditionen (bessere als die EU, auch politisch gesehen)?
Saganul