Der Restaurantführer »Gustoza đita«
Im vorigen Jahr ist von Radovan Marčić und Braslav Karlić der Restaurantführer »Gustoza đita« herausgebracht worden. Auf 298 Seiten und mehr als 400 Fotos berichten sie über 74 Restaurants, Konobas und Kaffeekonditoreien hauptsächlich an der kroatischen Adriaküste und auf den Inseln. Ausserdem haben sie die Rezepte von speziellen kroatischen Gerichten beigefügt, sodaß die Leser die genossenen Speisen selbst nachkochen können.
Er ist sehr handlich in einem Format von 170 x 240 mm im Verlag “Biblioteka More” in kroatischer und englischer Sprache erschienen und kostet 220 Kuna.
Zu diesem Reiseführer hat eine Leserin und Feinschmeckerin aus Wien (Frau Dr.I.G.) die Absicht, folgendes an die Herausgeber zu schreiben:
Zuerst möchte ich Ihnen zu Ihrem hervorragenden Restaurantführer “A Gourmet Cruise” gratulieren. Er zeigt, was für großartige Köche in Kroatien am Werk sind, die keinen Vergleich mit ihren Kollegen in der Welt zu scheuen brauchen. Es ist geradezu unglaublich, welche Änderungen in den letzten 10 Jahren Platz gegriffen haben – es ist eine kroatische Erfolgsgeschichte.
Weil Sie in ihrem Vorwort -expressis verbis- Ihre Leser darum ersuchen Erfahrungsberichte und konstruktive Vorschläge zu übermitteln, nehme ich Sie hiermit beim Wort. Mit zwei Restaurantrezensionen bin ich nicht einverstanden, das eine Restaurant ist wesentlich besser als Sie es schildern, das andere -obwohl es sich nach Ihrer Darstellung um eines der prestigeträchtigsten Restaurants Kroatiens handelt- hat mir und meinen Freunden die unerfreulichste Erfahrung bereitet, die ich je in einem Restaurant gemacht habe.
Spitzenreiter war bei meinen Besuchen aufgrund ihres Führers das Restaurant »Gastro Mare« in der Bucht Kobaš von Ston, nördlich von Dubrovnik. Der Koch Ante Bjelačić Bjelko -allgemein “Tony” genannt- war nicht nur wie Sie in Ihrem Buch schreiben, erfolgreich in Philadelphia und Stavanger, sondern er wurde auch vor zwei Jahren zum “Koch des Jahres” in Norwegen gewählt und ich denke, er hätte das Zeug dazu zum “Koch des Jahres” in Kroatien gewählt zu werden. Wir waren mehrere Male in seinem Restaurant und die Menüfolgen, die er kredenzt hat waren immer kreativ und sensationell. Er hat sich jedes Mal aufs neue übertroffen. Das was uns darüber hinaus beeindruckt hat, ist die fröhliche Atmosphäre die er und seine Köche und Ober kreieren und verbreiten, von der auch die Gäste erfasst werden. Ich empfehle Ihnen dringend noch einmal zu Tony zu fahren, bevor er seine Residenz nach Wien verlegt.
Die unerfreulichste Erfahrung habe ich, sowie mein Ehemann und mehrere Freunde, am 13.8.2010 in dem Restaurant “Artatore” in Mali Lošinj gemacht. Obwohl der grosse Restaurantraum leer war wurden wir trotzdem zu einem Tisch, der nicht dort stand wo sich die schönsten Plätze befanden, geführt. Die streng dreinblickende Serviererin war danach nicht in der Lage uns irgendeine Speise zu empfehlen. Nach geraumer Zeit brachte sie die erbetene Speisekarte und wir bestellten sofort die Getränke um uns in Ruhe auszusuchen, was wir zu uns nehmen wollten. In der Zwischenzeit betrat ein Italiener mittleren Alters den Speisesaal und setzte sich an einen Tisch. Unsere Serviererin versuchte in italienischer Sprache einen “small talk” mit ihm zu führen, wobei sich ihre Italienischkenntnisse als begrenzt erwiesen haben. Schließlich hat sie sich dann doch noch an uns erinnert und nach weiteren 20 Minuten brachte sie die bestellten Getränke, die sie einfach an einem Ende des Tisches abstellte. Jeder von uns musste aufstehen und selber dafür sorgen, um an das Getränk gelangen zu können. Dass die Getränke ungekühlt waren, sei nur am Rande erwähnt. Das Essen -Fischplatte und Mixed Grill- war in Ordnung, aber nicht bemerkenswert. Mein griechischer Salat war dann aber der optisch unattraktivste und geschmackloseste, der mir jemals serviert worden ist. So gut, so schlecht! Ich habe die Angelegenheit als unerfreuliche Erfahrung abgelegt, weil selbst gute Restaurants manchmal schlechtes Personal haben können.
Damit lag ich aber offensichtlich falsch, denn Ihrem Buch konnte ich entnehmen, dass die unfreundliche Serviererin die Haustochter und mögliche Erbin des Restaurantbesitzers war. Den Artikel habe ich sehr genau gelesen und kann ihnen aus diesem Grund ziemlich genau sagen, was da passiert ist. Ich habe nämlich mehrere Jahre in Rom gelebt und kenne die Probleme, die italienische Restaurantbesitzer mit deutschen und angloamerkanischen Touristen haben die nur Spaghetti oder Fish´n chips wollen und kein Interesse an Gourmetsmenüs haben; diese Gäste schätzen weder Kristallgläser noch Stoffservietten -die noch dazu häufig Schaden nehmen- und sind nicht bereit kostspielige Spezialitäten zu bestellen (genau dafür hat das Restaurant aber einen hochkarätigen Koch angestellt). Um sich die Gäste aussuchen zu können, werden daher häufig alle Tische als reserviert gekennzeichnet; betritt man das Restaurant wird man in ein kleines Gespräch verwickelt, um sicherzustellen, dass man jemand ist, der in der Lage ist die Kochkünste des Restaurants zu würdigen. Die Frage „was empfehlen Sie?“ öffnet jede Restauranttüre in Italien. Nicht so bei „Artatore“.
Wir hatten den Fehler gemacht -obwohl sich kein einziger Deutscher in unseren Reihen befand- in deutscher Sprache miteinander zu sprechen und wurden daher als deutsche Touristen eingestuft. In diesem Zusammenhang möchte ich hinzufügen, dass unsere internationale Gruppe aus Professoren, Rechtsanwälten und Leitenden Angestellten bestand. Die rührende Geschichte in Ihrer Rezension, wonach das Artatore für deutsche Gäste ausnahmsweise sogar gefüllte Paprika zubereitet würden -kein Gericht der “Haute Cusine”, aber so sind halt die Deutschen- können Sie getrost ins Reich der Märchen verweisen. Das ist nur ein Feigenblatt für eine grundsätzlich antideutsche Haltung. Am Besten wäre es, das Restaurant brächte am Eingang ein Schild “nur für Italiener” an. Ich befürchte, das wird nicht geschehen und aus diesem Grund muss man deutsche Besucher darüber informieren, dass sie im Restaurant “Artatore” in Mali Lošinj nicht willkommen sind.
Anmerkung dazu: Andere Restaurantbewertungen von Lesern sind durchaus erwünscht und können über die Kontaktzeile gerne mitgeteilt werden.