Atomstromanteil in Österreich höher als behauptet

Von Politikern aus Österreich wird die sofortige Abschaltung des Atomkraftwerks Krško, welches zu je 50 % Anteil einem slowenischen und einem kroatischen Energieerzeuger gehört, vehement gefordert. In diesem Zusammenhang ist die Regierung aufgefordert worden, ein Veto gegen den Beitritt Kroatiens zur EU einzulegen.

Der Atomstromanteil in Österreich ist höher als behauptet wird, meint die Umweltschutzorganisation Greenpeace:

Die Umweltorganisation Greenpeace ortet einen massiven Etikettenschwindel bei den Stromimporten nach Österreich. Laut Energie-Control (E-Control), dem behördlichen Regulator des österreichischen Strommarktes, stammen sechs Prozent des in Österreich verbrauchten Stroms aus Atomenergie. Bei der derzeit gängigen Praxis sagt der Blick auf die Stromrechnung allerdings nichts darüber aus, ob oder wie viel Atomstrom es in Österreich gibt. “Der Atomstrom verschwindet in Österreich spurlos, jedoch nur scheinbar. In Wirklichkeit wird er durch den Zukauf von Wasserkraftzertifikaten gut versteckt”, kritisiert Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof.

Die wenigsten Energielieferanten in Österreich weisen in ihrem offiziellen Strommix einen Atomstromanteil aus und das, obwohl selbst die behördliche Energieregulierungsbehörde E-Control aus den Importzahlen für Österreich sechs Prozent Atomenergie errechnet. Von den Landesenergiegesellschaften geben lediglich TIWAG und KELAG den atomhaltigen ENTSO-E-Mix (früher UCTE-Mix oder europäischer Durchschnittsstrom) an. Signifikante Mengen gibt es auch bei der Verbund-Handelstochter Austrian Power Trading. Ab hier verliert sich jedoch die offizielle Spur.

Die Unternehmen kaufen in großem Umfang Wasserkraftzertifikate, vor allem aus Skandinavien. Damit wird der Mix aus Atom- und Kohlestrom, der von Strombörsen oder aus kurzfristigen Lieferverträgen bezogen wird, umetikettiert und als Wasserkraftstrom ausgewiesen. Dank einer Gesetzeslücke ist es erlaubt, diese Zertifikate, unabhängig vom eigentlichen Strombezug, zu kaufen. Greenpeace schätzt den Anteil an Atomstrom daher auf ungefähr vierzehn Prozent.

“Atomstrom wird mit importierten Zertifikaten nachträglich zu Strom aus Wasserkraft umetikettiert. Zusätzlich werden große Mengen Atomstrom an die Industrie verkauft und so ‘verschwindet’ der Atomstrom aus der Privatkunden-Bilanz”, so Westerhof. Der saubere Strom aus Wasserkraft oder Windenergie wird den Haushaltskunden zugerechnet, und das, was dann noch übrig bleibt, ist für die Industriekunden. Diese sind zumeist nicht wählerisch und wollen einfach möglichst billigen Strom. Das ist zwar ein Buchhaltungstrick, der nur auf Papier funktioniert, aber leider ist es Stromlieferanten erlaubt, verschiedene “Produkte” anzubieten.

Greenpeace ruft Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner dazu auf, offen zu legen, wo der Atomstrom mittels Wasserkraftzertifikaten “grüngewaschen” wird, damit es endlich auch für die Endkunden Klarheit über den Atomstromanteil gibt. Außerdem muss der Zertifikatshandel ohne den dazugehörigen Strombezug unterbunden werden. “Das Versteckspiel mit Atomstrom muss ein Ende haben. Die Menschen haben ein Recht auf eine ehrliche Antwort auf die Fragen, welchen Strom und woher sie ihn beziehen”, schließt Westerhof.

Quelle: OTS

Anmerkung: Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass von österreichischen Energielieferanten kostspieliger Strom aus Wasserkraftwerken exportiert und preiswerter Strom von Atomkraftwerken aus dem Ausland, wie z.B. Krško importiert wird.

Ein Kommentar zu “Atomstromanteil in Österreich höher als behauptet”

  1. istra

    es ist gut dass die unehrlichen Spielchen der Energiewirtschaft beim Atomstrom aufgegriffen werden.

    Die wahren Kosten des Atomstroms sind als gigantisch zu bezeichnen, da noch 30.000 Generationen den radioaktiven Abfall bewachen werden müssen, bis er ungefährlich zu werden beginnt.
    Wir begreifen nicht, was wir damit unseren Nachfahren antun.

    Nach mehreren Super-Gau´s wissen wir nun, das die Atomtechnik schon heute unbeherrschbar ist.

    Es kann passieren, dass wir auch hier in Europa plötzlich ALLES verlieren, auch unsere Gesundheit oder unser Leben.

    Das war die Entscheidung in Österreich und wird nun Entscheidungsgrundlage in Deutschland. Es wurde sogar zum wirtschaftlichen Vorteil, da diese Länder die Energiegewinnung aus Erneuerbaren Energien vorangetrieben haben.
    Andere Länder folgen.

    Die Spielchen, wer bezieht aus dem Atomstrom des Auslandes noch wieviel Strom sind Kindergartenspielchen.

    Auch Deutschland sagt dass Atomstrom aus deutschen Atomkraftwerken ab 2020 nicht mehr benötigt sein wird.

    Der Ausstieg aus dem Atomstrom ist überlebenswichtig geworden.

    Das gilt selbstverständlich auch für den Ausstieg aus Krško.

    Jetzt warte ich noch auf ein neues Spielchen aus SLO/CRO: was zahlt ihr uns, wenn wir Krško stillegen?

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