Peter Galbraith zum Urteil gegen Ante Gotovina

US-Präsident Bill Clinton hat den Berufsdiplomaten und Schriftsteller Peter Galbraith im Jahr 1993 zum ersten Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Kroatien ernannt. In dieser Eigenschaft gehörte er zu den wichtigsten ausländischen Gesprächspartnern des damaligen kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tuđman und seines Außenministers Mate Granić.

Ohne seine ausdrückliche Zustimmung sind damals von der kroatischen Führungsspitze keine Entscheidungen getroffen worden und Kroatien konnte auf tatkräftige amerikanische Unterstützung bauen (Viktor Meier in seinem Buch: Jugoslawiens Erben).

Aus diesem Grund sind die Vorbereitungen für die Befreiung der von Serben besetzten Region Kranjina, mit seiner Billigung durchgeführt worden. Die Zustimmung dazu ist den Kroaten am 1.8.1995 von den Amerikanern erteilt worden.

Er gehört damit zu den besten Kennern der damaligen Ereignisse und ist gestern zu dem Urteil gegen General Ante Gotovina (24 Jahre Haft) vom staatlichen kroatischen Fernsehsender HRT 1 befragt worden.

Er meinte dabei, dass die Kroaten in diesem Moment auch noch etwas anderes im Sinn haben sollten, als dieses Urteil. Es handele sich um einen Präzedenzfall in den internationalen Beziehungen und erstmals seien Generäle vor ein Gericht gestellt worden, die einen Krieg gewonnen hätten. Dieser Fall zeige, wie stark sich Kroatien ab seiner Selbstständigkeit verändert und der ehemalige Staatspräsident Tudman versucht habe, einen modernen demokratischen Staat zu entwickeln, in dem eine Rechtsstaatlichkeit wie in den USA existiert. Obwohl sich Kroatien in diesem Moment in einer schwierigen Situation befände, habe dieser Prozess sehr gut gezeigt hat, dass dieses Land den Status einer modernen und demokratischen Gesellschaft besitzt, die bereit sei, der Europäischen Gemeinschaft beizutreten.

Auf die Frage ob die Aktion “Oluja” eine ethnische Säuberung dargestellt habe sagte er, dass dies nach seiner Meinung nicht der Fall gewesen sei. Die serbischen Truppenverbände hätten die Zivilbevölkerung vorher auf das von ihnen beherrschte Territorium deportiert und die größten Teile dieses Gebietes, seien von ihr vor dieser Aktion verlassen worden.

Quelle: HRT

Ein Kommentar zu “Peter Galbraith zum Urteil gegen Ante Gotovina”

  1. istra

    Auf die Frage ob die Aktion “Oluja” eine ethnische Säuberung dargestellt habe, hat der Gerichtshof ICTY eine dezitiert gegenteilige Meinung!
    Der ICTY meinte, dass Ante Gotovina Ortschaften unter Artilleriefeuer genommen hat, um die serbische Bevölkerungsmehrheit der Kraijna zu vertreiben, also damit die ethnische Säuberung betrieben hat!
    Er soll diesen Auftrag auf der Insel Brijuni von Franjo Tuđman, dem damaligen extrem nationalistischen Staatsführers Kroatiens, übernommen haben. Auf die Auswirkung des assymmetrischen Bürgerkrieges, dass die Armee die auf Zivilisten schießt sich hinterher trotzdem vor dem Völkerrecht verantworten muss und auf das Dilemma in Bürgerkriegen habe ich schon hingewiesen. Zumindest von Tuđman wurde bekannt, dass er diese Verantwortung ebenfalls vorher kannte, dagegen handelte und seine Generäle anschließend (vergeblich) zu schützen versuchte.

    Ich persönlich glaube, dass Kroatien die territoriale Integrität der Kraijna auch ohne Vertreibung der serbischen Zivilbevölkerung hätte wieder herstellen können. Auch auf die Zukunft bezogen, wo die Staaten Kroatien und Serbien wieder zusammenarbeiten wollen (was sonst), wäre es klüger gewesen, den Rambo Gotovina nicht in dieser Form zu beauftragen oder besser nicht als General einzusetzen, und die serbische Bevölkerung nach militärischer Besetzung mit zivilen Kräften zu befrieden. So hat schon Alexander der Große gehandelt, so waren alle Herrscher erfolgreich.

    Die kriminelle Vergangenheit des Ante Gotovina hätte in jeder vernünftigen Führung zur Disqualifizierung der Person bereits vorher führen müssen. Gotovina hätte nie General werden dürfen.

    Das greenwashing des amerikanischen EX-Diplomaten Peter Galbraith ist nett gemeint und soll die Seele der derzeit arg vorgeführten Kroaten schmeicheln. Ich halte davon nichts. Es muss Tacheles geredet werden und die Leute müssen die Wahrheit erfahren. Wie kann die Welt sonst besser werden?

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