Tanken und Rasten in Europa
Meistens ist es Schicksal, bei welcher Tankstelle man als Autofahrer landet. “Besonders in Österreich sollte man beim Tanken aber nichts dem Zufall überlassen”, sagt ÖAMTC-Verkehrsexperte Willy Matzke. Denn hierzulande gibt es europaweit die größten Preisunterschiede zwischen Autobahntankstellen und anderen Tankstellen – bis zu zehn Euro kostet eine Tankfüllung weniger, wenn man die Autobahn zum Tanken verlässt. Auf Platz zwei und drei der Raubritter an den Autobahnen liegen die Schweiz und Frankreich. Das zeigt der EuroTest, den der ÖAMTC durchgeführt hat.
In Slowenien gibt es eine staatlich geregelte Preisobergrenze – und an allen Tankstellen die gleichen – höchstmöglichen – Preise. In Kroatien, wo es ebenfalls eine Obergrenze gibt, schlagen die Preise trotzdem nach oben und unten aus. In Tschechien bietet sich kein einheitliches Bild, die Preise sind sehr variabel. Wer Preise vergleichen will, sollte über entsprechende Informationen verfügen. Wie sich im ÖAMTC-Test zeigte, erhält man diese sachdienlichen Infos in der Regel auf der Autobahn nicht. Wünschenswert wären Hinweise auf Marke, Spritsorten und -preise sowie die Entfernung bis zu den nächsten Tankmöglichkeiten. “Gut ein Drittel der Testobjekte fiel in dieser Kategorie durch”, sagt der ÖAMTC-Experte. In Österreich führt die Desinformation beispielsweise zu dem Ergebnis, dass man in Ansfelden, Pöchlarn oder Oed nur ein kleines Stück neben der Autobahn wesentlich billiger tanken könnte – man es weiß aber nicht.
Aber auch abseits der Zapfsäulen warten auf die Kraftfahrer an den Tankstellen teure Überraschungen. So wurden in den Niederlanden für Reifenluft 50 Cent verlangt. “Kein Wunder, dass dort fast 70 Prozent mit falschem Reifendruck unterwegs sind”, merkt Matzke an. Auf vier der deutschen Tankstellen im Test wurden automatisch 70 Cent an Toilettengebühr eingehoben, von denen man sich nur 50 Cent beim Einkauf im Shop zurückholen konnte. “Ähnliche Bestrebungen in Österreich wurden von der ASFINAG auf Drängen der ÖAMTC-Konsumentenschützer vorerst einmal abgestellt”, sagt Willy Matzke und fügt hinzu: “Ein ‘Klobolus’ ist außerdem noch keine Garantie für adäquate Sauberkeit.”
Die Tester ermittelten für ihren Vergleich die Preise für 0,5 Liter Cola, die gleiche Menge stilles Wasser, eine Tasse Cappuccino, einen definierten Schokoriegel und eine Warnweste für Erwachsene. Das Ergebnis setzte selbst die abgebrühtesten Tester in Erstaunen. Eine Warnweste ist im französischen Beaune-Merceuil für 2,10 Euro erhältlich, am Gotthard in der Schweiz für 18,36 Euro. Und während ein Cappuccino in Golling/Österreich 3 Euro kostet, legt man in Vrata Jadrana/Kroatien dafür nur 0,54 Euro ab. Stille Wasser sind tief: Beim Testsieger Kozlov Cerná Studánka/Tschechien kostet eine Flasche rund 0,49 Euro, an Schweizer Tankstellen 2,21 Euro. Den Schokoriegel gibt es in Brno-Stary Lískovec/Tschechien um 0,53 Euro, in L’Emporda West/Spanien und Nure Sud/Italien um jeweils 1,60 Euro. Und mit der Flasche Cola rinnen in Vrata Jadrana/Kroatien 0,95 Euro die Kehle hinunter, in La Ribera/Spanien 2,65 Euro.
“Es ist teilweise sehr schlimm, was Kraftfahrern auf Tankstellen zugemutet wird”, fasst ÖAMTC-Experte Matzke das Gesehene zusammen “An allen Tankstellen in Europa gibt es Verbesserungsbedarf, an sehr vielen davon einen sehr großen.” Um die Situation für die Kraftfahrer zu verbessern, fordert der ÖAMTC folgendes:
* Hinweisschilder an der Autobahn aufrüsten und Kraftstoffsorten, -preise sowie die Entfernung zu den nächsten Tankstellen angeben
* Preise im Shop verbraucherfreundlich gestalten und dabei nicht zu sehr vom lokalen Niveau in Gastronomie und Einzelhandel abweichen
* Gebühren für Toiletten bei Einkauf im Shop voll erstatten. Serviceeinrichtungen wie zum Beispiel Luftdruckprüfer kostenlos anbieten
* Europaweit einheitliches, kostengünstiges und einfaches System einführen, mit dem insbesondere gehbehinderte Autofahrer einen Tankwart anfordern können, am besten mit Funkrufsystemen wie DRS (Dienst-Ruf-System) oder Handi-BIP (Tamoil). Auch einfache Lösungen suchen wie zum Beispiel Aufkleber auf den Zapfsäulen mit der Telefonnummer der Tankstelle, um per Handy Personal herbeirufen zu können
* Behinderten-Toiletten auch für Rollstuhlfahrer bedarfsgerecht einrichten mit genügend Platz auf beiden Seiten der Toiletten sowie Klappgriffen und mit europaweit einheitlicher Schließanlage für Euroschlüssel ausstatten
* Hygiene in den Sanitäranlagen gemäß grundsätzlicher Hygieneregeln verbessern durch 1. unterschiedliche Putzlappen für unterschiedliche Flächen, weil anderenfalls Keime nicht entfernt, sondern lediglich verteilt werden, 2. Wischen und Reinigen von Hand, weil der bloße Sprayeinsatz von Desinfektionsmitteln zu einer Resistenz der Bakterien führen kann, 3. vermehrte Reinigung an besucherstarken Tagen, 4. Bereitstellung von Einmal-Toilettenabdeckungen für die Besucher und 5. regelmäßige Schulung des Reinigungspersonals.
Quelle: OTS