Zum Todestag von Janko Bobetko

Der kroatische General Janko Bobetko ist am 10.1.1919, als Sohn einer Arbeiter- und Bauernfamilie in dem Dorf Crnac in der Nähe von Sisak geboren worden. Die Grund- und Mittelschule besuchte er in Sisak. Dort hat er Kindern von begüterten Eltern Nachhilfestunden erteilt um mit dem Geld, was er dafür bekommen hat, seine Eltern zu unterstützen. Im Jahr 1939 hat er sich an der Veterinärfakultät der Universität von Zagreb eingeschrieben und ist im gleichen Jahr Mitglied der damals verbotenen KPJ geworden.

Nachdem das Königreich Jugoslawien am 6.4.1941 angegriffen worden war, schloss er sich im Juni 1941 den sog. Partisanen an, die in der Gegend von Sisak als antifaschistische Einheiten gebildet worden sind.

Nach Ende des 2. Weltkrieges besuchte er von 1945 bis 1954 verschiedene Militärakademien und konnte, obwohl er kroatischer Abstammung war, in der Hierarchie der JNA aufsteigen. Auf seinen Wunsch wurde er 1966 von Belgrad nach Zagreb versetzt und wurde stellvertretender Kommandant des fünften Militärdistriktes.

Im Jahr 1967 ist er dort als Mitglied der KPH, zum Abgeordneten des kroatischen Parlaments gewählt worden. Durch sein militärisches und politisches Engagement wurde er in den folgenden Jahren sehr einflussreich. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre hat er versucht, sich gemeinsam mit einer Gruppe anderer kroatischer Generäle, für eine Reform der JNA einzusetzen.

Dazu gehörte die Forderung nach einer eigenen kroatischen Kommandosprache, die Ableistung des Wehrdienstes in der eigenen Teilrepublik der jugoslawischen Förderation sowie eine bessere Behandlung der Kroaten in der serbisch dominierten JNA. Dabei nannte er immer das Beispiel, der nur dreißig Kilometer von Zagreb entfernten Kaserne in Jastrebarsko. Unter allen Offizieren befanden sich zwei Unteroffiziere, die in der Magazinverwaltung tätig waren. Seine radikalste Forderung war, eine öffentliche Kontrolle der JNA herbeizuführen.

Politisch unterstützte er später die kroatische Regierung und die Studentenbewegung, die sich in Zagreb gebildet hatte. Von ihnen wurde eine Reform und Demokratisierung der kroatischen Gesellschaft gefordert. Diese Forderungen fanden in dem sog. “kroatischen Frühling von 1971″ ihren Höhepunkt. Infolge dieser Ereignisse fand Anfang Dezember 1971 in Karađorđevo eine Sitzung des Politbüros der KPJ unter Leitung von Josip Broz Tito statt. Bobetko wurde daraufhin pensioniert und unter polizeiliche Beobachtung gestellt. Öffentliche Auftritte und Auslandsreisen sind ihm verboten worden. Diese Phase seines Lebens dauerte bis 1989. In dieser Zeit unterhielt er aber Kontakte zu anderen Interlektuellen und Politikern. Dazu gehörten Ivan Supek, Franjo Tuđman, Savka Dapčević-Kučar, Miko Tripalo, Ivan Šibl, Ivan Rukavina, Srećko Manola, Davorin Kajić, Dragutin Harmija und andere.

An der Gründung der HDZ (Hrvatska demokratska zajednica – Kroatische Demokratische Union) mit der am 26.1.1989 begonnen wurde, war er maßgeblich beteiligt und wurde deren Mitglied. Seinen ersten größeren öffentlichen Auftritt hatte er, als er am 18.10.1990 in einer Fernsehsendung, die Politik der damaligen jugoslawischen Regierung scharf kritisierte.

Bei den ersten freien Wahlen zum kroatischen Parlament im Jahr 1990 ist er im Alter von 71 Jahren als Kandidat der HDZ gewählt geworden. Seine erste große Rede hielt er am 25.1.1991 bei der er sagte: “Meine Damen und Herren, das kroatische Volk befindet sich vor einer historischen Prüfung, vor seiner Bewährungsprobe. Das ist das Sein oder Nichtsein! Das Parlament muss nun seine Reife und Entschiedenheit, sein Verantwortungsgefühl und seine Weisheit zeigen. Wir haben kein Recht darauf, weitere Fehler zu begehen. Dieses Parlament muss so lange tagen, bis es wesentliche Entscheidungen für unsere Gegenwart und Zukunft trifft. Kroatien wird niemand mehr in die Knie zwingen. Alle seine Söhne sind für die Verteidigung des Vaterlandes bereit, und ich selbst -trotz meines Alters- bin bereit, mit meinen militärischen Erfahrungen und Kenntnissen die Führung dieser Kolonne zu übernehmen!”

Eine weitere Rede hielt er am 1.8.1991, als er sagte, dass “sich Kroatien vor einem Krieg befindet und dass es Entscheidungen von schicksalhafter Bedeutung treffen muss.” Er schlug vor, dass “die Verteidigung der Republik auf der Konzeption des bewaffneten Volkes und der territorialen Verteidigung organisiert und dringend der Hauptstab der kroatischen nationalen Verteidigung gebildet werden muss, der die Verteidigung des Landes strategisch und operativ koordinieren wird.” Am Ende warnte er: “Meine Damen und Herren, ganz Kroatien muss in den Graben oder es wird in den Graben geworfen.”

Nachdem er ab 1991 als militärischer Berater in Sisak und in der Banovina tätig war und Krisenstäbe geleitet hatte, wurde er am 10.4.1992 durch Staatspräsident Tuđman zum Kommandanten der kroatischen Armee ernannt und ist am 15.7.1995, wenige Wochen vor der Aktion “Oluja”, pensioniert worden.

In seinem Buch “Alle meine Schlachten”, welches er im August 1996 herausgebracht hat, hat er die militärischen Ereignisse von seiner Ernennung als Kommandant bis zu seiner Pensionierung ausführlich beschrieben.

Ende des Jahres 2002 ist er schwer erkrankt in ein Krankenhaus von Zagreb eingeliefert worden. Trotzdem wollte Carla del Ponte, die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, dass er nach Den Haag ausgeliefert wird, weil er Kriegsverbrechen begangen haben soll. Der damalige Ministerpräsident Ivica Raćan hat seine Auslieferung verweigert und Bobetko ist am 29.4.2003 im Alter von 84 Jahren, am 29. April gegen 11:15 Uhr, in der Zentralklinik der Stadt Zagreb, an einem Herzleiden verstorben. Danach wurde er in seiner Heimatstadt Sisak beerdigt.

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