Wer erinnert sich an diese Zeiten?
Gestern wurde an die alten Zeiten erinnert und darum gebeten, eigene Erfahrungen aus dieser Zeit zu berichten.
Bereits in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gehörte die kroatische Adriaküste zu den beliebtesten Ferienzielen von Urlaubern aus Mitteleuropa. Vor Beginn der diesjährigen Urlaubssaison kann es interessant sein zu erfahren, wie damals die An- und Abreise erfolgen musste. Hier kann man einen alten Bericht über die E 5 lesen.
Es wird ausdrücklich darum gebeten, dass Leser die sich an die damaligen Zeiten erinnern, selber einmal darüber berichten, wie es ihnen damals ergangen ist.
Edit:
Dazu schreibt der Leser “Istra” folgendes:
Wir haben so etwas erlebt. Halsbrecherisches Überholen auf Landstraßen, die nur für den örtlichen Verkehr taugten, Fahrzeuge, die weder fahrtechnisch noch sicherheitstechnisch besser waren als ein altes Motorrad. Tödliche Unfälle als stündliche Ereignisse auf der Selzthal-Bundesstraße zwischen Liezen und St. Michael. Blutflecken und Brandstellen auf dem Fahrbelag waren nicht selten.
Heute ist das alles anders. Autobahnen mit lässigen 130 km/h Höchstgeschwindigkeit ersetzten die Landstraßen, ständige automatisierte Geschwindigkeitskontrollen, weniger Gastarbeiter, die “Nach Hause” wollen. Ihr Zuhause wurde überwiegend immer die frühere Fremde. Sicherere Autos mit ACS, Airbags und Sicherheitsgurte, um nur Weniges zu benennen, gab es nicht.
Wir fuhren damals zwangsläufig auch auf diesen Strecken, stets mit der Gefahr im Nacken, mit erhöhter Umsicht und Vorsicht.
Eine ständig lauernde Gefahr war zu dieser Zeit die Leobner Polizei, zuständig von St. Michael bis Bruck/Mur. Sie wusste immer zu kassieren, auch wenn man mal meinte, strikt alle Regeln zu beachten. Einmal kassierte sie sogar wegen “Fahren ohne Fahrlicht bei Schneefall”. Alle 3 Minuten war auf einen Kilometer eine einzige Schneeflocke zu sehen. Bei Diskussion drohte eine Fahrzeugbeschlagnahme. Geholfen hat das aber wenig. Die Leobner Umfahrung war die Todesstrecke, auf der ganze Familien ausgelöscht wurden. Darunter auch eine verwandte Familie von uns!
Anmerkung: So tragisch diese Information ist; sie gehört aber zur Geschichte der Anreise der damaligen Zeit nach Kroatien. Eine weitere Berichterstattung über dieses Thema ist durchaus erwünscht.
Meine erste Reise mit einem Auto von Deutschland nach Kroatien, damals noch Jugoslawien, fand im August 1972 statt. Über bundesdeutsche Autobahnen und dem innerstädtischen “Münchener Ring”, ging es bis kurz hinter den “Walserberg”. Von dort ging es über Landstraßen nach Bad Gastein -ein bekannter Ferienort in Österreich- nach Böckstein und von dort mit der “Tauernschleuse ” nach Mallnitz. Weiter ging es über Spittal nach Villach und dann über den Wurzenpass nach Jugoslawien. Die damaligen Reisegeschichten nach Kroatien würden den Rahmen in diesem Blog sprengen. Übrigens: Erstes Urlaubsziel war damals Ičiči bei Opatija und von einer Marina war noch nichts zu sehen. Ein Zimmer fanden wir in der Villa “Ines”, damals waren noch keine Unterkünfte, wie heute üblich. Die sind erst ab etwa 1995, wie man sie vorher z.B. in Spanien kannte, in Kroatien eingeführt worden.
am 15. Mai 2011 um 10:29 Uhr.
Das waren noch echte Abenteuerreisen.Kann mich noch gut erinnern( ca. 1968 ) von Nürnberg nach Jadranovo 2 Tage Anreise. Kurz nach dem Grenzübergang Salzburg war die Autobahn zuende, weiter über Landstr. Tauer und Katschberg Paß bis Spital übrnachten.2. Tag weiter über Klagenfurt und Loiblpaß aber noch ganz oben drüber nicht durchs Tunnel (Straße exestiert heute nicht mehr ) und rein nach YU. Das alles mit einem DKW 3=6 mit 3 Erwachsenen und 2 Kindern
am 15. Mai 2011 um 10:57 Uhr.
@SKITNICA
Danke für diesen Kurzbericht.
Hier kann man die alte Streckenführung sehen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Loibl_Pass
Wie ein DKW 3-6 damals aussah kann man hier sehen:
http://www.google.hr/search?q=DKW+3-6&hl=hr&sa=G&prmd=ivns&tbm=isch&tbo=u&source=univ&ei=vpXPTdT5JIqTswbQlJ3CCw&ved=0CCcQsAQ&biw=1016&bih=569
am 15. Mai 2011 um 14:54 Uhr.
Der DKW war mein Jugendtraum. Er holte als 2-Takter aus 3 Zylinder die doppelte Anzahl von Arbeitstakten gegenüber einem 4-Takter, wurde also als quasi-6-Zylinder verkauft. Trotzdem war die Hubraumleistung damals gering und der Gestank riesig. Er hat 42 PS/l während mein 4-Takter heute 76 PS/l aufweist. Mehr über diesen Oldtimer gibt es unter
http://de.wikipedia.org/wiki/DKW_F93
zu sehen.
am 15. Mai 2011 um 18:11 Uhr.
Hallo! Falls auch Bahnreisen “zählen”, hier dazu einige Zeilen:
Auch bei den Bahnreisen eine kleine Zeitenwende. Ende der 60er fuhren wir mit der Familie (6 Leute) von Münster nach Jugoslawien. Damals gab es noch Züge mit längeren Laufwegen als heute, unser Liegewagenzug startete in Frankfurt und hatte als Ziel Rijeka – mit einer langen Nacht zum Liegen. Das Gepäck wurde in den damals noch vorhandenen Gepäckwagen mitgeführt, der Zug war voll mit deutschen Urlaubern. In Rijeka standen Busse (Kompass; Kvarner Express) bereit, um uns per stundenlanger Fahrt, u.a. über die von mir als kahl und unwirtlich empfundene Insel Cres, nach Mali Losinj zu bringen. Es war brütend heiß im Bus, Klimaanlagen gab es natürlich nicht.
Anfang der 80er unternahm ich mit einem Freund eine Autofahrt auf der jadranska magistrala bis nach Hercegnovi, um dann doch bei Dubrovnik (Cavtat) zu urlauben. Wie vorgewarnt sahen wir viele verunfallte Autowracks entlang der Strecke, freuten uns aber trotzdem über die phantastischen Ausblicke auf die Adria.
Ebenfalls Anfang der 80er fuhr ich wieder mit der Bahn nach Süddalmatien. Auch hier damals noch längere Laufwege der Züge, z.B. auch von Pula nach Zagreb, mein Schlafwagen ging von Ljubljana über Sarajevo nach Ploce, das damals noch Kardeljevo hieß. Der Komfort in den JZ-Wagen war vergleichsweise eine Katastrophe, Wasser gab es im Zug nicht, der Pflegezustand auch des Schlafwagens „Sozialismus-üblich“. Trotzdem oder gerade deswegen habe ich diesen Trip als nettes Abenteuer in Erinnerung, wozu sicher auch die atemberaubende Streckenführung in BiH beitrug. Auf der Rückfahrt hatte man mit Grenzübertritt nach Österreich und bei Ankunft in Villach (Wasserversorgung im Zug u.v.m.) das Gefühl, wieder in Europa angekommen zu sein.
Heute gibt es einen Nachtzug von München nach Rijeka, der mit – verglichen mit früher – wenigen 9 Stunden unterwegs ist und nicht mehr das Transportaufkommen von früher hat. Dafür gibt es heute im Gegensatz zu früher eben überall Flüge, die in kürzerer Zeit und für weniger Geld die Distanzen überbrücken, seit neuestem sogar auch „ab meiner Haustür“ vom Flughafen Münster-Osnabrück. Gepäckwagen gibt es bei der Bahn nicht mehr, wie überhaupt die Bahn scheinbar nicht mehr mit Reisenden mit Gepäck rechnet.
Und trotzdem fahre ich bis heute per Bahn nach Kroatien und freue mich, dass dies noch immer per Nachtzug mit Schlafwagen möglich ist – reisen wie in den 60ern!
Gruß vom
Eisenbahner
am 15. Mai 2011 um 19:17 Uhr.
Als Kind habe ich gerne am Rand der B67 auf Höhe von Leibnitz gesessen und habe mir die endlosen Kollonen von Fahrzeugen angeschaut, mit eigenen Träumereien vom Meer verbunden.
Das Wartezeiten von bis zu 24 Stunden üblich waren, um über die Grenze von Sentilje ( spielfeld ) nach damals Yu zu kommen, war für mich unverständlich.
Die Kollonen waren von Spielfeld bis nach Wildon fast normal und das bei heissen 30 Grad, die bei uns im Sommer üblich sind.
Bewundert habe ich auch die damaligen Gastarbeiterautos. Vollgestopft bis obenhin mit nützlichen Hauskram oder Betonmischmaschinen und Schiebekarren ( bei uns in Steirichen: Scheibtruchen).
Irgentwann haben dan die Betonmischer den Kühlschränken und Ausziehkautschen Platz gemacht.
Auch mitgetrailerte ( dort hat mich der bis heute anhaltente Bootsvirus erfasst! ) Boote mit Aussenbordmotoren waren keine Seltenheit!!
Selbst sind wir über Jugoslavien nach Italien gefahren. Nach Trojane, der damals nach fast sechs Stunden von Spielfeld kommend erst erreicht wurde, mit wahnsinnig schlechten Strassen durch alle Dörfer, wurde der erste Rast gemacht.
am 15. Mai 2011 um 19:32 Uhr.
@werner
In Trojane gab es die leckeren “Berliner-Ballen”, wie man in Deutschland sagt, und dazu ein gutes Restaurant, welches jeder Tourist angefahren hat.
Vielen Dank für alle bisherigen Berichte.
Mir ist eine ständige Leserin bekannt, die dazu mit Sicherheit auch noch etwas beitragen könnte. Evtl. rafft sie sich noch dazu auf, über eine ihrer vielen Reisen nach Kroatien und auf die Insel Krk, zu berichten.
am 15. Mai 2011 um 22:25 Uhr.
Bis sich die “ständige Leserin” meldet mein Bericht über über eine der Schönsten Reisen mit dem PkW durch Yugoslawien in 1975. Später haben wir uns mit Wohnmobilen und MIT unseren Kindern in Yugoslawien bewegt. Aber das waren andere Reisen…, lange nicht so romantisch.
Diese erste Reise wurde mit unserem 2-türigen nagelneuen BMW318 gefahren. Als junge Familie (der BMW war eh ein Werkswagen) konnten wir die Kinder bei den Großmüttern abgeben und ab ging es in den Süden.
Wir fegten die “Jadranska Magistrale” entlang. Jeden Tag eine andere Stadt. Mostar mit den multikulturellen Bauten, dem Türkischen Friedhof, den Moscheen war schon irrsinnig exotisch für uns. Neben der alten Steinbogenbrücke sprangen Kinder 20m tief in die eiskalte Neretva.
Abends gab es im Diokletian Palast in Split die Freiluft-Oper Nabucco.
Bis Ulcinj und zurück bis nach Lubljana ein einziger touristischer Rausch. Es störte kaum, dass man in Yugoslawien in Restaurants nur immer die gleichen 5 Speisen angeboten bekam. Wir machten uns einen Fez, wenn die Bedienung patzig oder abweisend war. Das galt als integraler Bestandteil dieses seltsamen Staates. Dafür war (und ist) man als Tourist sicher, was in anderen südlichen Ländern bis heute nicht so ist. Na, jedenfalls wurden wir Fans des Landes und seiner Bewohner, die bei uns als überaus ehrlich, auch was die manchmal kalte Behandlung anbelangte, galten.
In Lubljana bremste unser BMW beim Ampel-stop-and-go plötzlich nicht mehr. Mit 20km/h rutschten wir einem Triestiner ins Heck. Der Grund war eine verölte und nasse Strasse, die keine Haftung ermöglichte. Aber auch darüber hat sich lange schon der Staub der Geschichte gelegt…
am 16. Mai 2011 um 12:47 Uhr.
1976 fand meine erste Reise nach Jugoslawien statt.Fahrzeug ,ein Ford
20m TS.In München nachts losgefahren,Salzburg ,Villach,Wurzenpass.
Dort die Grenze nach Yu passiert und dann über die steile Strasse Richtung Bled.Vorbei an fürchterlich qualmenden Fabrikgebäuden die alles einnebelten Richtung Ljubljana.Die Strassen schlecht ,eng und mit Schlaglöchern gespickt.Überall alte,überladene LKW die wegen der engen Strassen nicht überholt werden konnten.Wir,die das fahren auf geraden ,ebenen mehrspurigen Strassen gewohnt waren,hatten echte Mühe den Wagen auf der Strasse zu halten.Über die Dörfer ging es dann weiter nach Rijeka.Dannn weiter zur Fähre auf die Insel Krk.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dieser altersschwachen Fähre,man glaubte der Rosthaufen versinke jede Sekunde im Wasser ,weiter zu Bekannten ,um zu übernachten.Die Strassen auf der Insel waren damals meist nicht asphaltiert sondern nur mit Kies aufgeschüttete Wege.
Nach einer Nacht in zwar sauberen ,aber sehr spartanischen Betten,ging es weiter die Insel zu erkunden.Die Menschen dort,arm,aber durchaus freundlich.Strom und fließendes Wasser,gab es nicht.
Auch Restaurants so wie heute waren kaum vorhanden.
Am nächsten Tag ging es weiter über die Küstenstrasse Richtung Dubrovnik.Hatten wir geglaubt das die Anfahrt nicht meht zu toppen wäre,wurden wir auf dieser Fahrt eines Besseren belehrt.
Schlaglöcher,fehlender Asphalt und die alten LKW ließen die Anreise zu einer Qual werden,das alles bei 35Grad im Schatten.
Nach ca.18-20 Stunden Fahrt,endlich am Urlaubsziel angekommen und die Zimmer im Hotel bezogen.Die Einrichtung,typisch für die damalige Zeit
nur das Personal wirkte irgenwie mürrisch und abweisend.Das änderte sich aber schlagartig nachdem wir den Zimmermädchen so wie den Kellnern hier und da mal ein 5DM Stück zukommen ließen.
Von den Strapazen der Anreise erholten wir uns aber schnell an den
großen fast menschenleren Stränden und den abendlichen Ausflügen
zu den Veranstaltungen in der Umgebung.
Heute im Nachhinein denke ich oft an meine ersten Reisen nach Jugoslawien zurück.Ich habe viele Menschen kennen und schätzen gelernt,
nicht nur am Meer sondern auch im heutigen Serbien,Bosnien und so weiter.
Besonders gern erinnere ich mich an die Verwandten des Blogbetreibers, mit denen ich mehrere Jahrzehnte eng befreundet war,bis zu ihrem Tod.