Heftige Kritik an Papst Benedikt XVI
Am 30.7.2011 wurde hier berichtet, dass Papst Benedikt XVI wenige Wochen nach seinem Besuch in Zagreb, am 29.7.2011 den Bischof des Bistums von Poreč und Pula, Mons. Ivan Milovan von seinem Amt suspendiert und den Spanier Santos Abrilla y Castella zu seinem vorläufigen Nachfolger ernannt hat.
In dieser Angelegenheit geht es um die Frage, ob den Benediktinern von Sv. Maria di Praglia (bei Padua in Italien) ein im Jahr 1948 mit dem dazu gehörenden Grundstück von etwa 250 Hektar enteignetes ehemaliges Kloster zurückgegeben wird oder ob sie dafür mit etwa 30 Mio. Euro entschädigt werden müssen.
Zu dieser Frage hatte eine aus drei Personen gebildete besondere vatikanische Kommission, der auch Josip Kardinal Bozanić aus Zagreb angehörte, entschieden, dass eine Entschädigung erfolgen muss. Daraufhin hat Papst Benedikt XVI ein entsprechendes Dekret erlassen.
Diese Entscheidung ist in der kroatischen Öffentlichkeit, selbst in Kreisen der katholischen Kirche, mit großer Empörung zur Kenntnis genommen worden und man ist der Meinung, dass durch den völkerrechtsgültigen Vertrag von Osimo, der am 10.11.1975 zwischen der Republik Italien und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien abgeschlossen wurde, eine Rückgabe oder Entschädigung ausgeschlossen worden ist. Es wird sogar von einem Eingriff in die Souveränität Kroatiens gesprochen.
Gestern hat Ministerpräsidentin Jadranka Kosor den Bischof des Bistums von Poreč und Pula, Mons. Ivan Milovan in ihrem Amtssitz in Zagreb zu einem Gespräch empfangen und sich von ihm über die Zusammenhänge dieser Angelegenheit informieren lassen. Danach wurde bekannt, dass sie die Absicht habe dem Papst einen persönlichen Brief zu schreiben und ihn darum bitten, die von ihm getroffene Entscheidung noch einmal zu überdenken. Außerdem sei der päpstliche Nuntius in Kroatien in das Außenministerium einbestellt worden.
Auffallend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich der oberste Repräsentant der katholischen Kirche in Kroatien, Josip Kardinal Bozanić, in dieser Angelegenheit bisher noch nicht öffentlich geäußert hat.
Zur Person von Bischof Ivan Milovan:
Er ist am 22.9.1940 in dem Dorf Režanci welches zur Gemeinde Svetvinčenat gehört, in Istrien geboren worden. Wie ganz Istrien gehörte diese Gemeinde in der damaligen Zeit zum Königreich Italien. Nach dem Besuch der dortigen Grundschule wurde er, ebenso wie andere heutige Bischöfe in Kroatien, ein Schüler des klassischen Gymnasiums im Priesterseminar von Pazin. Von 1961 bis 1964 studierte er an der katholischen Fakultät der Universität von Zagreb und ist im Anschluss daran am 25.7.1964 zum Priester geweiht worden. Im Jahr 1965 hat er seine Magisterarbeit im Fach Theologie abgelegt. Danach war er Gemeindevikar in Poreč und von 1964 bis 1965 wurde er Gemeindepfarrer in Nova Ves. In der Folgezeit hat er verschiedene Ämter in Rovinj und in Pazin ausgeübt und ist am 18.11.1997 von Papst Johannes Paul II zum Bischof von Poreč und Pula ernannt worden. Seine feierliche Amtseinführung erfolgte am 10. 1.1998 in der Kathedrale von Poreč.
Ein Mitschüler des Gymnasiums in Pazin, mit dem er heute noch freundschaftlich verbunden ist, hat ihn in diesen Tagen als Seelsorger bezeichnet, der immer die Interessen Istriens und seiner Bevölkerung vertreten hat und diese auch in Zukunft vertreten wird.