5. Todestag von Ivica Račan

Heute am 29.4.2007, ist in Zagreb der Politiker und Vorsitzende der SDP Ivica Račan gestorben. In den kroatischen Medien wird heute daran erinnert und spekuliert, was aus seiner Partei geworden wäre, wenn er noch an der Spitze dieser Partei stünde. Ausserdem hat man an diesem Tag daran erinnert, dass er sich als Ministerpräsident von Kroatien wegen der strittigen Grenzfragen, bereits 2001 mit den Slowenen geeinigt hat.

Hier eine Kurzbiografie von ihm:

Er ist 1944 in einem deutschen Arbeitslager geboren worden. Seine Mutter, eine angebliche Partisanin aus Kroatien, die später von einem deutschen Bauern versteckt und beschützt worden ist, hat ihn in der Tradition der kommunistischen Partei erzogen, so dass er schon in seiner Jugend dieser Partei beigetreten ist.

Er hat Jura studiert und in Zagreb seine Ausbildung als Rechtsanwalt abgeschlossen. Als es im Jahr 1971 dort zu Unruhen gekommen ist (Zagreber-Frühling), hat die Partei, den gerade einmal 27-  jährigen damit beauftragt, mässigend auf die Unruhestifter einzuwirken. Für seine, in den Augen des Staates, erfolgreiche Tätigkeit ist er später, als verhältnismässig junger Mann, zum Leiter der kommunistischen Parteischule in Kumrovec, dem Geburtsort des damaligen Präsidenten Josip Broz Tito, ernannt worden.

Nachdem es in den Jahren 1989 und 1990 in Kroatien zu Bestrebungen gekommen ist sich selbständig zu machen hat er erkannt, dass dieses Ziel nicht innerhalb der kommunistischen Partei erreicht werden konnte. Deshalb hat er, gemeinsam mit den slowenischen und seinen kroatischen Parteifreunden, den ausserordentlichen Parteitag der KPJ in Belgrad verlassen und hat danach, obwohl er Vorsitzender der kommunistischen Partei von Kroatien war, die Sozialdemokratische Partei von Kroatien gegründet.

Nicht wenige seiner früheren Parteigenossen sind ihm gefolgt und sind auch dieser Partei beigetreten. Andere haben sich, der HDZ oder einer der vielen neu gegründeten Parteien angeschlossen. Ein Teil hat sich aber, aus ganz verschiedenen Gründen, ganz aus der Politik verabschiedet.

Nach Jahren der Opposition ist aus den Parlamentswahlen am 03.01.2000, seine Partei als stärkste Gruppe hervor gegangen und er hat mit Hilfe, einer vor den Wahlen vereinbarten Koalition, mit fünf anderen Parteien eine neue Regierung gebildet, so dass er Premierminister von Kroatien geworden ist. Diese Koalition ist als eine Sechserkoalition bezeichnet worden. Sie ist aber, nachdem die liberale HSLS diese verlassen hatte, aus verschiedenen Gründen, vor Ablauf der Wahlperiode beendet worden. Der Hauptgrund dürfte darin gelegen haben, dass er mit dem Nachbarland Slowenien einen Vertrag ausgehandelt hat, bei dem die strittigen Grenzfragen geregelt worden sind. Dieser Vertrag hat im Parlament (Sabor) keine Mehrheit gefunden, so dass er selbst dem Staatspräsidenten Mesić vorgeschlagen hat, dass Parlament aufzulösen und vorgezogene Neuwahlen auszuschreiben.

Diese Wahlen haben im November des Jahre 2003 stattgefunden. Dabei konnte die HDZ, unter Leitung ihres neuen Parteivorsitzenden Dr. Ivo Sanader, die meisten Wählerstimmen gewinnen und ist, mit Zustimmung anderer kleinerer Parteien und Minderheitsvertretern, wieder an die Regierung gekommen. Während seiner dreijährigen Amtszeit hatte er es  nicht geschafft, entscheidende Reformen in Kroatien durchzuführen, was man ihm später mehrfach zum Vorwurf gemacht hat. Anzurechnen ist ihm aber, dass er Kroatien aus der vorherigen internationalen politischen Isolation heraus gebracht hat und erste Schritte in Richtung einer EU-Mitgliedschaft getan werden konnten. Diese Tatsache ist später häufig unbeachtet geblieben.

Mit ihm hatte Kroatien einen Politiker verloren, dem man in seiner politischen Karriere niemals nachweisen konnte, sich persönlich bereichert zu haben. Folgendes darf aber auch nicht verschwiegen werden: Er hat es als Parteivorsitzender zugelassen, dass sich einzelne Parteimitglieder, die in staatlichen Betrieben an führender Stelle gearbeitet haben, nicht anders verhielten, als in der kommunistisch/jugoslawischen Zeit. Dort hat sich manch ein „Direktor“ ein höheres Einkommen verschafft, als es der Ministerpräsident selbst hatte. Diese Fälle haben ihm in Teilen der Bevölkerung den Ruf eingebracht, doch noch ein alter Kommunist zu sein. Bemerkenswert ist, dass diese Vorwürfe niemals gegenüber Politikern anderer Parteien erhoben worden sind, die in der vorherigen Zeit, ebenfalls der kommunistischen Partei angehört haben und an führender Stelle tätig waren.

Unabhängig davon, dass er als junger Mann für die kommunistische Partei aktiv war, konnte man ihn nicht als politischen Wendehals bezeichnen, denn er ist, als es noch gefährlich für ihn war, für die Selbständigkeit seines Heimatlandes eingetreten. Er war ein gradliniger Politiker, der uneigennützig versucht hat, sein Land in eine gute Zukunft zu führen. Seine Persönlichkeit war geprägt von Bescheidenheit und er hat sich niemals mit dem Aufwand geschmückt, wie es andere Politiker getan haben. Sein Redetalent war eher einfach, aber manchmal von scharfer Zunge. Ein Parteiführer im herkömmlichen Sinne, hätte sich in manchen Dingen bestimmt anders verhalten als er.

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